Schöner schreiben mit Stilmitteln: Symbol

von | 16. Jan 2017 | Bloggen, Schreiben, Sprache, Text

Wie schaffe ich es, meine Leser in meinen Bann zu ziehen? Sicherlich eine der am häufigsten gestellten Fragen unter allen Schreibenden, seien es nun Blogger, Roman-Autoren oder Journalisten, wenn sie beispielsweise Reportagen schreiben. Ganz einfach: Zeichne mit deinen Worten Bilder im Kopf der Leser! Besonders gut geht das mit dem rhetorischen Stilmittel Symbol. 

Das Symbol ist ein an sich abstrakter Begriff, der eine bestimmte Assoziation in uns auslöst. Ich werfe dir einfach mal ein paar Begriffe an den Kopf: Herz, Kreuz, eine weiße Taube, ein Totenkopf. Bei jedem dieser Begriffe hast du sofort ein Bild im Kopf und eine Vorstellung davon, was gemeint ist.

Die weiße Taube malt ein Bild im Kopf

Lass uns das mal in ein konkretes Beispiel packen: Eine Mediatorin schreibt darüber, wie man einen Streit beilegen kann und berichtet dann „Nach vielen schlaflosen Nächten trat Andrea ihrer Schwester mit einer weißen Taube gegenüber.“ Du weißt sofort: Andrea und ihre Schwester haben sich gestritten, doch Andrea hat ihrer Schwester dann ein Friedensangebot gemacht. Die weiße Taube ist ein Symbol für Frieden. Man könnte hier auch schreiben: „Andrea möchte sich nicht mehr mit ihrer Schwester streiten.“ Das gibt den Sachverhalt ebenso wieder, wie das erste Beispiel. Aber es ist irgendwie ziemlich langweilig, findest du nicht?

Wenn man stattdessen das Bild der weißen Taube zeichnet, dann entsteht vor dem inneren Auge des Lesers ein Bild oder gar ein Film. Und dann hat man den Leser in seinen Bann gezogen. Denn er ist mitten in der Geschichte drin – auch wenn diese Geschichte ein Blog-Artikel zum Thema Mediation ist, was sich auf den ersten Blick doch eher trocken anhört. Mit Hilfe des Symbols der weißen Taube kann man es jedoch überaus lebendig gestalten.

Spezielle Symbole, die nicht allgemein verständlich sind

Oder lass mich ein anderes Beispiel nehmen, ein etwas spezielleres: Du sitzt vor einem weißen Blatt. Auch das ist ein Symbol, wenn auch eines, das extrem vom Kontext abhängig ist und womöglich gar nicht von allen Menschen verstanden wird. Wenn du dich aber auf irgendeine Art und Weise mit Schreiben beschäftigst, dann weißt du ganz genau was ich meine: Die Schreibblockade, der Bluescreen of Death für alle Schreibenden. (Und schon wieder ein Symbol – Bluescreen of Death – das wiederum auch nicht von allen verstanden wird. Merkst du was?) Wenn ich in einem meiner Artikel schreibe, dass ich stundenlang vor dem weißen Blatt saß, dann weißt du genau, dass ich keinen besonders guten Tag hatte.

Symbole sind kulturell geprägt

Es wird aus den Beispielen von oben aber auch klar, dass ein Symbol immer kulturell geprägt ist – und dass es sogar innerhalb einer Kultur unterschiedlich gedeutet werden kann. Zumindest, wenn man so wie ich eben einfach einen Begriff hinklatscht. Aus dem Zusammenhang wird dann jedoch in der Regel klar, um was es geht. Nehmen wir das Beispiel Kreuz. Das kann – je nach Kontext – als Symbol für das Christentum gedeutet werden, aber auch als Zeichen für den Tod. Deshalb ist es wichtig, dass du dir diese verschiedenen Bedeutungen klar machst, wenn du Symbole in deinen Texten nutzt. Und dass du dir gut überlegst, ob deine Lebenswirklichkeit und die deiner Leser übereinstimmen – das zeigt das Beispiel mit dem weißen Blatt oder dem Bluescreen of Death. Beide Bilder werden nicht von allen verstanden.

Das Symbol: Gut überlegt und sparsam einsetzen

Deshalb gelten beim Symbol wie bei allen anderen rhetorischen Stilmitteln auch zwei Dinge: Erstens, überlege dir gut, ob deine Aussage so auch verstanden wird oder ob wie möglicherweise zu abstrakt ist. Und zweitens: Setze Stilmittel immer sparsam ein. Du kannst natürlich in jedem Blog-Artikel Stilmittel verwenden, auch mehrere. Aber verwende sie bitte nicht inflationär. Sonst verlieren sie ihre Wirkung und werden unter Umständen auch gar nicht mehr verstanden.

Hauch deinen Texten Leben ein!

Aber bitte, nutze dieses Stilmittel. Du kannst deine Texte damit viel lebendiger gestalten, in den Köpfen deiner Leser entstehen Bilder, die in Erinnerung bleiben. Und es macht so gleich viel mehr Spaß, einen Text zu lesen.

Ich habe hier nur einige wenige Beispiele für Symbole genannt. Jetzt bist du dran. Fallen dir weitere Beispiele ein? Hab ich ein ganz wichtiges vergessen? Dann lass mir und den Lesern einen Kommentar da!

1 Kommentar

  1. Hallo :-). Als ich deinen Link bei Facebook gesehen habe, wusste ich: Das muss ich lesen. Warum? Ich habe mein Geld über einige Jahre mit der Texterei verdient. Das, was du schreibst, von der Kreativität und damit auch des Einsetzens von Symbolen, wird leider nicht mehr honoriert. Denn das sind Gedanken, die man sich machen muss. Die Zeit für „schöne“ und „gut gestaltete“ Texte jedoch ist nicht da, denn man wird pro Wort bezahlt – und das meistens auch noch schlecht. Mir gefällt deine Sicht auf die Dinge sehr gut, vor allem die Symbolik mit der Taube ist echt schön. Aber du hast recht, man darf es nicht übertreiben. Doch untertreiben – wie bei so vielen Texten der Fall – sollte man es eben auch nicht.

    Ich wünsche dir noch ganz viel Erfolg 🙂
    Susanne

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