Rechtschreib-Tipp #2: Groß- und Kleinschreibung – die Grundregeln

von | 1. Feb 2016 | Rechtschreibung und Grammatik, Schreiben, Text

Es war so einfach in der Schule: Im Englischunterricht hat man uns beigebracht „Ich, Gott und England schreibt man immer groß.“ Und wenn man sich daran gehalten hat, dann hat man zumindest bei der Groß- und Kleinschreibung so gut wie nie etwas falsch gemacht.

Im Deutschen ist das ungleich schwieriger. Daher habe ich heute mal die Grundregeln für die Groß- und Kleinschreibung für euch zusammengefasst. Mein Eindruck ist, dass die Großschreibung meist weniger das Problem ist als die Kleinschreibung, aber das ist wirklich nur mein subjektiver Eindruck. (Hinterlasst mir doch gerne einen Kommentar dazu!)

Großschreibung: Am Satzanfang, Substantive, Namen

Einfach ist die Sache am Satzanfang. Denn egal welches Wort, welche Wortart da steht, am Satzanfang schreibt man groß. Punkt. Was für den Satzanfang gilt, gilt auch nach dem Doppelpunkt oder in Anführungszeichen: Man schreibt hier groß. Großgeschrieben werden außerdem Substantive (Nomen, Hauptwörter) wie Haus, Pferd, Land, Klavier etc. Dazu zählen auch Namen – von Menschen, Tieren, Städten, Ländern.

Ebenfalls groß: Substantivierungen

Etwas komplizierter wird es bei Substantivierungen, also bei Wörtern, die ursprünglich kein Substantiv sind, aber als solches gebraucht werden. Also zum Beispiel:

„Das Schreiben fällt mir leicht.“

Schreiben ist eigentlich ein Verb und müsste daher kleingeschrieben werden. In diesem Fall wird es jedoch als Substantiv verwendet (es hat auch einen bestimmten Artikel) und wird daher großgeschrieben. Oder auch:

„Das Ganze wird total überbewertet.“

Ganz ist eigentlich ein Adjektiv und müsste daher kleingeschrieben werden. Aber auch hier wird es als Substantiv gebraucht und hat einen Artikel bekommen, daher muss man es groß schreiben.

Achtet auf den Artikel

Wenn es sich nicht um Namen (Menschen, Städte, Länder…) handelt, dann ist der Artikel – der, die das bzw. ein und eine – ein guter Indikator dafür, dass man etwas großschreibt. Allerdings darf man sich hier nicht von Adjektiven täuschen lassen, die manchmal zwischen dem Artikel und dem Substantiv stehen, also zum Beispiel „das große Haus“, „die grüne Pflanze“ oder „der letzte Abend“. Adjektive, das sind die kleinen Wörtchen, die etwas beschreiben (groß, klein, rot, nett, liebenswert….).

Wir tun vielleicht Großes, aber wir schreiben es klein

Hach, was für ne nette Überschrift, ich muss selbst schmunzeln. Aber es passte einfach so wunderbar. Verben (Tunwörter, also Wörter, die das beschreiben, was jemand tut) werden kleingeschrieben. Also: „Ich gehe in den Garten.“ „Herr Maier fährt Auto.“ oder „Das Fell der Katze glänzt.“

Wenn aus einem Verb ein Substantiv wird, dann wird es großgeschrieben – hatte ich ja oben bereits erwähnt. Ein guter Indikator ist auch hier der Artikel. Ein Beispiel: „Ein Raunen ging durch die Menge“. Eigentlich ist „raunen“ ein Verb, etwas, was man tut. In diesem Fall wird es aber zum Substantiv, bekommt einen (unbestimmten) Artikel und muss großgeschrieben werden.

Adjektive – auch große Eigenschaften schreibt man klein

Adjektive (Eigenschaftswörter, Wie-Wörter) sind die Wörter, die unsere Sprache bunt und abwechslungsreich machen. Wir nutzen sie, wenn wir etwas näher beschreiben wollen – siehe Beispiel oben (das große Haus, die blonde Frau, die südliche Hemisphere etc.). Auch sie werden kleingeschrieben.

Manchmal jedoch tarnt sich ein Adjektiv als Substantiv bzw. wird als solches verwendet. Natürlich hab ich auch hierzu ein Beispiel: „Das Blaue vom Himmel lügen“ – blau ist eigentlich ein Adjektiv, denn es beschreibt, wie etwas ist. Oder „das Gelbe vom Ei“, um bei den Farben zu bleiben. Aus dem Adjektiv wird ein Substantiv, was man am voranstehenden Artikel erkennt.

Ausnahmen bestimmen die Regel

Ja, die Sache mit den Ausnahmen…! Die deutsche Sprache wäre so einfach, wenn die Ausnahmen nicht wären. Und dann gibt’s da noch die Ausnahmen von den Ausnahmen. Auf alle einzugehen würde – ich weiß, ich wiederhole mich – den Rahmen sprengen. Daher habe ich auch nur die wichtigsten Grundlagen zusammengefasst. Wenn ihr die verinnerlicht und anwendet, dann seid ihr in den meisten Fällen auf der sicheren Seite.

Einen vertiefenden Artikel wird es nächste oder übernächste Woche noch geben. Alle, die jetzt schon gern noch mehr zum Thema Groß- und Kleinschreibung wissen möchten, verweise ich noch auf folgende Websites, auf denen ausführlich auch die Besonderheiten und Ausnahmen beschrieben werden:

Duden.de
orthografietrainer.net
DeutschOnline.de von Udo Klinger

6 Kommentare

  1. Hey Elke,

    erstmal Danke für die Tipps! 🙂

    Ich bin eigentlich relativ sicher in der Rechtschreibung – EIGENTLICH.

    Ich habe allerdings in den letzten Tagen vermehrt Stolpersteine gefunden. Nicht nur, dass ich mich schwer tue, genug Kommas zu setzen, aus der Angst heraus, es seinen zu viele – Ich habe Dinge geschrieben wie „morgen früh“, „heute Abend“ (Aha- dabei meint man also ein mal früh, das Adjektiv und dann den Abend)

    Was mich immer wieder ins Stolpern bringt, sind Sachen wie „etwas“ als Artikel? Oder ist Etwas schon ein Substantiv? Etwas Besonderes. Keine Ahnung.
    Oder „nur ein Mal“ ? Das eine „Mal“ oder schreibt man „mal“ klein? Oh jeh…

    Verwirrte Grüße,
    Ronja

    Antworten
    • Hallo Ronja,
      ja, manchmal ist das echt kompliziert… und ich finde ja, die neuen Regeln zur Rechtschreibung vereinfachen die Sache nicht wirklich. Ich notiere mir mal deine Beispiele, für die nächsten Wochen ist nochmal ein Artikel in diese Richtung geplant.

      Viele Grüße
      Elke

      Antworten
  2. Nur eine Anmerkung: Nach dem Doppelpunkt wird nur groß geschrieben, wenn ein ganzer Satz folgt.

    Antworten
    • Ja natürlich, da hast du vollkommen recht. Hätte man erwähnen sollen 😉

      Antworten
  3. Hallo Elke.
    Ich bin „eigentlich“ auch recht sicher mit meiner Rechtschreibung, mit der Vergabe an Kommas bin ich eher geizig. 🙂 Aus Erfahrung weiß ich, dass es sicherer ist, etwas Geld in die Hand zu nehmen und einen Lektor zu beauftragen. Vier Augen sehen definitiv mehr als nur zwei und jemand, der hervorragend mit den Buchstaben und Sätzen spielen kann, merkt auch sofort, wenn die Satzstellung Käse ist.

    Ich denke, dass Problem liegt an der Hektik der heutigen Zeit. Jeder möchte so schnell wie möglich Postings und Beiträge rauswerfen, da lässt oftmals die Grammatik und vor allem die Rechtschreibung sehr zu wünschen übrig.
    LG Tina

    Antworten
    • Hallo Tina,
      ich habe in den letzten Monaten einige solcher Lektoratsaufträge gehabt und kann dir nur zustimmen. Meist sind es nur kleine Fehler, die sich einschleichen und die man selbst einfach nicht (mehr) sieht, weil man eben auch ein Stück weit betriebsblind ist. Man weiß ja auch, was man lesen möchte, grade wenn man lange an einem Artikel saß.

      Auch das mit der Hektik stimmt, merke ich selbst auch oft – bei vielen Artikeln korrigiere ich Fehlerchen noch, nachdem der Artikel schon veröffentlicht ist. Mein Eindruck ist jedoch auch, dass der Stellenwert der Rechtschreibung bei vielen zunehmend sinkt. Grade bei Facebook denke ich mir oft: Du willst mir was verkaufen? Dann gib dir doch bitte ein kleines bisschen Mühe und schreibe wenigstens mal einen Satz ohne Fehler! (Und das sind oft keine Fehler, weil man’s nicht besser weiß, sondern meistens Buchstabendreher und dergleichen. Wenn das ab und zu vorkommt – who cares? Aber wenn ich sowas in jedem Satz lese, dann kann ich denjenigen einfach nicht mehr ernst nehmen.
      So, und jetzt atme ich mal tief durch, mache dreimal „ommmmmmm“ und bin wieder still! 😉
      Liebe Grüße
      Elke

      Antworten

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