Rechtschreib-Tipp #5: Ein Kreuz mit dem Komma – 6 Grundregeln im Überblick, Teil 2

von | 20. Jun 2016 | Rechtschreibung und Grammatik, Schreiben

Ganz ehrlich, über Kommaregeln könnte man ein ganzes Buch schreiben. Und vielleicht mach ich das auch irgendwann mal. Für den Moment soll es aber nur die Fortsetzung des Artikels vom 6. Juni 2016 sein. Dann habt ihr die in meinen Augen wichtigsten Kommaregeln mal wieder aufgefrischt und seid wieder sicherer, wann denn nun ein Komma kommt und wann nicht. 

4.) Konjunktionen

Die Konjunktion wird auch Bindewort genannt. Sie verbindet also Sätze, Satzteile oder Wörter. Ein paar Beispiele für Konjunktionen sind „und“, „aber“, „sondern“, „je… desto“, „entweder… oder“, „einerseits… andererseits“ – um nur ein paar wenige zu nennen. Bei Konjunktionen ist das mit den Kommata eigentlich ganz einfach, denn es gibt hier drei verschiedene Arten und jeweils eine Regel dazu:

a) Entgegengesetzte Konjunktionen

Das sind also Konjunktionen, die auf etwas entgegengesetztes, etwas anderes hinweisen – „aber“, „sondern“, „allein“, „doch“, „jedoch“. Mit ein paar Beispielen wird es leichter zu verstehen:

„Das Auto ist nicht weiß, sondern rot.“
„Sie war nicht im Schwarzwald im Urlaub, sondern im Bayerischen Wald.“
„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ (J.W.Goethe, Faust I)
„Er ist reich, aber unglücklich.“

Vor einer entgegengesetzten Konjunktion kommt ein Komma. Ich finde, in diesen Fällen hört man es auch ganz klar. Lies dir die Beispielsätze mal laut vor – spürst du die kleine Pause, die vor dem Komma kommt?

b) Aneinanderreihende Konjunktionen

Das sind Konjunktionen, mit denen zwei Sätze aneinandergereiht werden. Also zum Beispiel „einerseits…, andererseits“, „teils…, teils“, „je…, desto“, „ob…, ob“ oder „nicht nur…, sondern auch“. Auch hier ein paar Beispielsätze, dass du dir etwas darunter vorstellen kannst:

„Einerseits möchte sie gerne zu dem Vortrag gehen, andererseits würde sie sich aber auch gern mit ihrem Freund treffen.“
„Je mehr, desto besser.“
„Nicht nur das Essen war schlecht, sondern auch der Kaffee hat grauenhaft geschmeckt.“
„Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen.“

Und auch hier – du hast es schon gesehen – steht zwischen den beiden Satzteilen, also vor dem zweiten Teil der Konjunktion, ein Komma. Ich finde, dass man es auch hier hören kann, es lohnt sich also immer, einfach mal laut zu lesen. Sag ich ja auch sowieso immer, wenn’s ums Schreiben geht: In der Korrekturphase solltest du zum Beispiel einen Blog-Artikel einmal komplett laut lesen. Viele Fehler fallen nämlich genau so auf.

c) Gleichrangige Konjunktionen

Wie der Name schon sagt sind das Konjunktionen, bei denen die Satzteile oder Wörter davor und danach gleichrangig sind. Also zum Beispiel „und“, „sowie“, „oder“, „beziehungsweise“, „weder… noch“, „sowohl… als auch“. Natürlich bekommst du auch hier ein paar Beispielsätze:

„Der Urlaub war schön und erholsam.“
„Das Smartphone beherrscht LTE, WLAN und Bluetooth sowie NFC.“
„Ich kenne weder Tom noch seine Schwester.“
„Willst du das blaue Auto oder das rote?“
„Sowohl das Essen war gut als auch das Wetter.“

Wie dir sicher schon aufgefallen ist, steht bei gleichrangigen Konjunktionen kein Komma. Bei „und“ ersetzt die Konjunktion das Komma:
„Sie ist schön, schlau, humorvoll, charmant.“
„Sie ist schön und schlau und humorvoll und charmant.“ Oder am schönsten ausgedrückt: „Sie ist schön, schlau, humorvoll und charmant.“

5.) Einschübe und Erläuterungen

Auch hier ist es eigentlich ganz einfach: Einschübe und Erläuterungen stehen zwischen zwei Kommas. Man könnte sie auch weglassen, der Satz wäre trotzdem vollständig und verständlich. Auch hier natürlich ein paar Beispiele:

„Meine Schwester, die in den USA lebt, kann dir sicher einige Geheimtipps geben.“
„Die Katze, die den ganzen Nachmittag schläfrig auf dem Sofa gelegen hatte, rannte durch die Wohnung und jagte imaginäre Mäuse.“
„Das Buch, das ich dir geliehen habe, erklärt diesen Sachverhalt ganz genau.“

Wie ich finde, ist es auch in diesen Fällen gut zu hören, wo die Kommas kommen. Und es ist auch einfach zu merken: Wenn ich etwas in einen Satz einschiebe, mit dem ich erkläre, in die Tiefe gehe, das aber vom Satzbau her auch weggelassen werden kann, dann muss dieser Einschub, diese Erläuterung, zwischen zwei Kommas stehen.

6.) Anreden und Grußformeln

Die Kommasetzung bei Anrede und Grußformel in Mails oder Briefen gehört zu den häufigsten Kommafehlern. Ein Grund dafür könnte sein, dass es zum Beispiel im Englischen ganz anders ist. Aber ich kann dich beruhigen: Im Deutschen ist es ganz einfach bzw. man kann es sich ganz leicht merken:

Bei Briefen und E-Mails steht am Anfang ein Komma, am Ende aber keins.

Will heißen: Nach der Anrede kommt ein Komma, nach der Grußformel nicht. Also so:

„Liebe Martina,
ich freue mich, von dir zu hören.
Liebe Grüße
Elke“

Dabei ist es übrigens völlig egal, ob du am Anfang „Liebe/r XYZ,“ oder „Sehr geehrte/r XYZ,“ schreibst und am Ende „Liebe/Viele/Herzliche Grüße“ oder „Mit freundlichen Grüßen“ oder „Gruß“. Siehste, ganz einfach!

So, jetzt bist du wieder im Bilde, was die Kommaregeln – okay, ein paar davon – anbelangt. Ab und zu ist es doch ganz gut, wenn man sowas mal auffrischt, oder? Ich finde ja, das ist ein bisschen wie beim Erste-Hilfe-Kurs, den sollte man auch alle paar Jahre mal machen. Hast du noch Fragen zum Komma? Dann lass mir doch einfach einen Kommentar da oder schreib mir eine E-Mail. Und jetzt:

Sonnige Grüße ohne Komma
Elke
😉

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

federführend