Ana – was? Keine Sorge, die Anapher ist keine Krankheit, sondern ein rhetorisches Stilmittel, das du einsetzen kannst, um deine Texte wirkungsvoller zu gestalten. Eine Anapher ist eine Wiederholung eines Wortes, entweder einmalig oder mehrmals. Vielleicht kennst du sie wie auch die Alliteration oder die Metapher noch aus dem Deutschunterricht in der Schule. Wie du sie sinnvoll einsetzt und wie sie wirkt, erzähle ich dir in diesem Artikel.
Wortwiederholungen sind pfui? – Nicht immer!
Ich erinnere mich noch gut an ein Seminar zum journalistischen Schreiben, und mir liegt immer noch die Dozentin im Ohr, die uns dazu zwang, auf Wortwiederholungen zu verzichten. Als Übung mussten wir Texte schreiben, in denen kein Wort zweimal vorkam. Dass das ganz schön schwierig war, kannst du dir sicher vorstellen. Aber – abgesehen davon, dass es sich bei Web-Texten sowieso etwas anders verhält – eine Wiederholung kann einen Text auch spannend machen. Wie immer natürlich mit Maß und Ziel eingesetzt.
Herkunft und Beispiele für die Anapher
Der Begriff Anapher kommt aus dem Griechischen, anaphorá bedeutet so viel wie „zurückführend“, „beziehen auf“. Beim rhetorischen Stilmittel Anapher wird ein Wort oder eine ganze Wortgruppe am Anfang aufeinanderfolgender Sätze (oder bei Gedichten auch Versen, Strophen) wiederholt. Lass mich dir ein paar Beispiele zeigen:
„Wer soll nun die Kinder lehren und die Wissenschaft vermehren?
Wer soll nun für Lämpel leiten seines Amtes Tätigkeiten?“
aus „Max und Moritz“, Wilhelm Busch
„Pfui über allen Tod! Durch Schwert, durch Feuer, durch Gift, durch Strick, durch Beil. Pfui allem Tod!“
„Ein treuer Diener seines Herrn“, Franz Grillparzer
Auch aus der Werbung kennen wir die Anapher:
„Carglass repariert, Carglass tauscht aus.“
Carglass
„Keine Staus. Keine Termine. Keine Hektik. Kein Stress. Keine Kompromisse. Kein anderes Bier.“
Jever
Wirkung der Anapher
Ich denke, du hast nun gesehen, was eine Anapher ist. Aber wie wirkt sie auf den Leser oder Zuhörer? Die Anapher hat eine verstärkende Wirkung. Wenn du etwas besonders eindringlich klarmachen oder betonen willst, kannst du als rhetorisches Stilmittel die Anapher verwenden. Zum Beispiel auf einer Webseite. Schau dir mal die Startseite von Angela Schatta an, dort findest du die Anapher gleich zweimal, ganz am Anfang.
Es ging bei den Texten darum, die teilweise verzweifelte oder ausweglos scheinende Situation der potentiellen Kundinnen aufzugreifen, sie beim Lesen direkt zum Nicken zu bewegen, dass sie sich direkt angesprochen fühlen und am besten mehrmals hintereinander sagen „Ja, verdammt, genau so ist es!“ Dafür musste also etwas her, was die Wirkung verstärkt. Nur „Du bist Mutter und hast die Schnauze voll von…“ wäre zwar okay gewesen, aber nicht eindringlich genug. Einmal Nicken reichte nicht. Auch der ganz kurze Text oben unter dem Bild entfaltet seine Wirkung erst durch das „du bist“ dreimal hintereinander am Anfang.
Als eine Abwandlung der Anapher würde ich zum Beispiel weiter unten das zweigeteilte „du willst…“ und „du willst nicht…“ mit der Aufzählung darunter sehen. Denn genau genommen liest man das ja auch „du willst erstens, du willst zweitens, du willst drittens“. So etwas kommt oft auf Startseiten oder Landigpages vor. Auch hier wird die Wirkung verstärkt, denn man will ja möglichst intensiv herausstreichen, was Kunden bekommen.
Betonung, Hervorhebung, Verstärkung
Also nochmal kurz zusammengefasst: Die Anapher kannst du dann einsetzen, wenn du einer Aussage eine besondere Betonung verleihen, etwas betonen und die Aussage verstärken möchtest. Natürlich solltest du es damit nicht übertreiben – aber das wiederhole ich hier im Blog ja bei fast allen Tipps.
Hast du denn noch schöne Beispiele für Anaphern? Oder hast du sie vielleicht selbst auf deiner Website oder in einem Blog-Artikel im Einsatz? Dann zeig uns das doch gerne mal, ich bin gespannt!
Hei liebe Elke, das ist ja genial…. ich musste auch erst mal ganz genau lesen, was eine Anapher ist 🙂 Witzigerweise verwende ich in meinen Trainings immer wieder – und das ist wohl auch eine Form einer Anapher – den Satz „geh in deine Mitte der Mitte, der Mitte“.
JEtzt kann ich „klugscheißerln“ wenn ich den Satz wie einen Pingpongball in meine Seminare werfe 😉
Liebe Grüße
Silke