Bloggen: Sei die Druckstelle im Schuh – sei unbequem!

von | 22. Okt 2018 | Bloggen, Business, Marketing

Iiih, das klingt aber unangenehm, denkst du jetzt wahrscheinlich. Aber genau darauf will ich hinaus. Ich möchte dir heute etwas sagen, das du vielleicht nicht gerne hörst. Aber es ist ein ganz wichtiger Tipp, also hör gut zu bzw. lies genau: Sei unbequem! Everbody’s Darling ist nämlich ganz schnell auf Everybody’s Depp. Und glaub mir, das willst du nicht sein! Deshalb lege ich dir heute nahe, unbequeme Blog-Artikel zu schreiben. Wenn du an deinem Redaktionsplan arbeitest, plane ganz gezielt auch solche Artikel ein. Artikel, die ans Eingemachte gehen. Artikel, in denen du ganz offen deine Meinung sagst, auch wenn sie vielleicht unbequem ist. 

Warum soll ich mich unbeliebt machen?

Warum sollte ich das tun? Fragst du dich jetzt vielleicht. Ich will doch Kunden gewinnen, da muss ich doch nett sein! Ein ganz klares Jein. Natürlich willst du Kunden gewinnen. Aber überleg dir mal, warum du dir die Mühe mit dem Bloggen – und ganz generell mit dem Marketing machst. Das machst du nicht, weil du nett rüberkommen willst. Oder weil dir langweilig ist. Das machst du, weil du sichtbar werden willst. Und sorry, Everbody’s Darling geht halt einfach in der Masse unter!

Wenn wir über unseren Redaktionsplänen oder Themensammlungen für den Blog brüten, dann bemühen wir uns immer redlich darum, hilfreiche Artikel zu schreiben, die unsere Leser weiterbringen, die Vertrauen aufbauen, dem Leser die Möglichkeit geben, uns kennenzulernen und Nähe aufzubauen. Dabei vergessen wir aber gerne, dass Menschen mit Ecken und Kanten viel eher in Erinnerung bleiben als die, die immer nur mit der Masse schwimmen.

Es geht um deine Persönlichkeit

Diese Ecken und Kanten sind ein wichtiger Teil deiner Persönlichkeit – und genau um die geht’s doch bei uns Solopreneuren! Die Chemie mit unseren Kunden muss stimmen, und um das herauszufinden sind grade die Ecken und Kanten wunderbar geeignet. Du darfst Haltung zeigen, offen deine Meinung sagen, denn das verleiht dir Profil. Und genau das brauchst du, um deine Einzigartigkeit herauszustellen, dich von der breiten Masse zu unterscheiden.

Ich möchte dir zu diesem Thema auch den Artikel von Judith „Sympatexter“ Peters ans Herz legen. Sie hat ganz toll erklärt, dass es eben nicht ausreicht, Experte zu sein, sondern dass man im Unternehmensblog auch Persönlichkeit zeigen muss. Sonst ist man nämlich wieder nur einer von vielen.

Offen und ehrlich, aber nicht pöbeln

Was bedeutet das nun für deine Themenfindung? Das heißt nicht, dass du nun nur noch Blog-Artikel schreiben sollst, in denen du rumpöbelst – das solltest du generell nicht tun, denn das ist nicht die feine englische Art. Aber es heißt, dass du ruhig mal über etwas schreiben kannst, über das du dich aufregst. Mit Klischees aufräumst, die dir in deinem Arbeitsalltag begegnen – ich hab das kürzlich erst zweimal getan, einmal zum Thema Preise für Texte und einmal zum Thema „Warum dauert das denn so lange?“. Beide Artikel sind schonungslos ehrlich, und beide wurden überdurchschnittlich oft geteilt und in den sozialen Medien kommentiert.

Eine gesunde Mischung aus Expertise und Persönlichkeit

Es geht vielmehr um die richtige Mischung. Der Großteil deiner Artikel sollte natürlich darauf abzielen, deine Expertise zu zeigen und zu untermauern. Aber Expertise und Persönlichkeit schließen sich ja nicht aus. Du kannst in jeden Artikel etwas von dir einfließen lassen – deine Meinung, eine kleine Geschichte aus deinem Alltag, aber eben auch deinen Schreibstil und sonstige Besonderheiten, die nur du hast. Und du solltest immer mal wieder auch einen Artikel schreiben, bei dem es weniger um Wissen geht, das du vermittelst, sondern in dem du Einblicke gibst: in deinen Arbeitsalltag, wie eine Zusammenarbeit mit dir abläuft, warum du den Job machst, den du machst… all diese Dinge machen dich greifbar.

Sei schonungslos!

Um zurück zum Thema unbequem sein zu kommen: Es darf dann auch ruhig mal ein Rant sein. Also ein Artikel, in dem du dich tierisch über etwas aufregst, in dem du Missstände ganz offen ansprichst und klar und deutlich sagst, was dir nicht passt. Oder in dem du aufräumst mit Mythen, die in der Welt herumgeistern, aber eben nur Mythen sind. Du darfst auch Dinge ansprechen, die deine Leser eigentlich nicht hören wollen. Bei mir wäre das zum Beispiel „Warum ein Blog harte Arbeit ist und kein Ringelpiez mit Anfassen“ oder „Die ungeschönte Wahrheit: Bloggen ist harte Arbeit“ oder etwas in der Art. Klar, meine Leser wollen Tipps, wie sie einfacher, schneller, effizienter Bloggen können – aber ab und zu muss man auch mal sagen, dass man das eben nicht so nebenher macht, sondern dass da wirklich Arbeit und Hirnschmalz und Herzblut drinsteckt.

Profil zeigen, sich abheben, Experte sein

Wenn du das aber auf charmante Art und Weise tust und deinen Lesern gleichzeitig Tipps an die Hand gibst, wie sie sich das Leben trotzdem leichter machen können, dann hast du auf der ganzen Linie gewonnen! Du hast Profil gezeigt, dich aus der Masse abgehoben und dabei noch gezeigt, was du auf dem Kasten hast und deinen Lesern geholfen. Was will man mehr? Alternativ kannst du sowas natürlich auch immer mit einem zwinkernden Auge tun, aber da ist die Gefahr groß, dass es missverstanden wird. Du solltest dir also im Vorfeld genau überlegen, ob deine Leser das dann auch richtig verstehen.

Manchmal muss es einfach sofort raus!

Aber nochmal zurück zur Themenfindung. Wie hilft dir das denn nun dabei? Das ist ganz einfach: Wenn du deinen Redaktionsplan schreibst, mach dir mal Gedanken darüber, was du nicht so toll findest, wo die Schmerzpunkte deiner Leser sind, was dich vielleicht auch so richtig aufregt. Und diese Themen kannst du dann mit aufnehmen – nicht alle auf einmal, sondern alle paar Monate mal eins. Und wenn dir spontan was in diese Richtung einfällt, dann notiere es auf jeden Fall. Oder nimm es zum Anlass, deinen Redaktionsplan über den Haufen zu werfen und direkt über dieses Thema zu schreiben – einfach, weil’s grade aktuell ist und JETZT SOFORT raus muss, so wird der Artikel nämlich am besten!

Wie ist das bei dir? Sagst du deine Meinung oder hältst du damit hinterm Berg? Oder würdest du gerne mal, hast dich aber noch nicht getraut? Dann wäre doch jetzt der richtige Moment dafür gekommen, mal so richtig auf den Putz zu hauen! Berichte doch gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen, aber genauso gern auch von deinen Befürchtungen.

4 Kommentare

  1. Danke Elke für diesen tollen Beitrag. Er hat mir echt Mut gemacht, einen längst schon überfälligen Blog-Artikel nun doch zu veröffentlichen. Seit Tagen brummt er mir im Magen rum. Soll ich oder soll ich nicht. Darf ich oder darf ich nicht. Kommt das gut oder eher nicht. Dabei bin ich diejenige, die immer wieder sagt: Sei authentisch! Und selbst verstecke ich immer wieder den kleinen Revoluzzer in mir. Ich musste so lachen, als ich bei dir las „es wäre Zeit, auf den Putz zu hauen…. Ich glaube ich muss da mein Mind-Set mal etwas korrigieren, das bislang lautete: Wer auf den Putz haut, muss damit rechnen, dass die Fassade bröckelt 🙂 🙂 OK hier die Korrektur: Wer sich nie traut, mal so richtig auf den Putz zu hauen, bekommt nie einen neuen Anstrich….
    Danke für deinen tollen Artikel und an dieser Stelle gleich nochmal danke für everybodys darling ist everybodys Depp…. Fast hätte ich den Satz aus meinen aktuellen Vortragskonzept gestrichen. Jetzt bleibt er definitv drin.
    Herzliche mutige Grüße
    Silke

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    • Liebe Silke,
      bei diesem Artikel hab ich auch lange überlegt, ob ich ihn schreiben soll oder nicht. Aber er brannte mir dann einfach zu sehr unter den Nägeln, um ihn nicht zu schreiben. Das mit der bröckelnden Fassade stimmt schon – wenn man’s übertreibt. Aber so ein bisschen bröckeln legt auch Schwachstellen offen, und nur wenn man sie erkennt, kann man sie auch „reparieren“.
      Viel Erfolg für deinen Vortrag!
      Revoluzzerische Grüße
      Elke

      Antworten
  2. Danke für die Verlinkung 🙂
    Ich sehe im Bereich Business-Blog die zweite Welle der eigenen Meinung aufkommen. Nach all den Jahren der SEO-Schlacht, sehe ich da keinen gangbaren Weg für Solopreneure und Unternehmer, die sich in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt tummeln. Da heißt es dann: die Personenmarke aufbauen und das geht dann halt nicht mehr mit dem x-ten SEO-Artikel zu einem Thema (ich nenne das „Blabla-Themen).
    Ich gehe dann sogar noch einen Schritt weiter und empfehle, mindestens 1/3 der Blog-Themen außerhalb des Redaktionsplans zu suchen, also nach Themen Ausschau zu halten, die sich nicht Woche oder Monate vorher planen lassen (ich nenne das „zeitkritische“ Artikel, da sie auf eines spezifische Situation bezogen sind und wenn man das erst Wochen später bloggt, ist der Aktualitäts-Zug abgefahren). Das sind dann zB Artikel die sich auf das Tagesgeschehen beziehen oder sich rund um deinen Berufsalltag drehen (zB eine interessante Kundenbegegnung). Oder einfach nur Ideen, die sich im Laufe der Zeit ergeben oder deine Meinung zu einem Thema, die sich geändert hat.
    Meine Erfahrung: so ein Artikel hat viel mehr Wucht als 10 SEO-Artikel.

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    • Hallo Judith,
      da bin ich ganz bei dir, mein (inoffizielles) Motto ist: Ein Redaktionsplan ist dazu da, über den Haufen geworfen zu werden. 😉 Er gibt einem eine gewisse Sicherheit, dass man nicht Woche für Woche (oder in welchem Abstand man eben bloggt) nach einem neuen Thema suchen muss, aber man sollte sich nicht sklavisch dran halten. Bei mir sind es auch die eher persönlichen Artikel, die besonders gut ankommen – und die sind oft spontan, aus dem Bauch raus. Manchmal brennen sie mir auch lange unter den Nägeln, und irgendwann kommt der Punkt, an dem ich plötzlich die richtigen Worte finde und dann muss der Artikel ganz schnell aufs Papier.
      Zu SEO hab ich ohnehin ein gespaltenes Verhältnis, liegt aber vielleicht daran, dass ich in meiner Anfangszeit übertrieben SEO-optimierte Texte geschrieben hab. Bei meinen eigenen Artikeln kümmere ich mich da kaum drum. Ich finde, im Blog sollte ein Artikel dem Leser helfen und/oder ihn unterhalten und eben auch zeigen, wie ich ticke.
      Liebe Grüße
      Elke

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