Es ist eines der Satzzeichen, die man sehr häufig sieht: Das Ausrufezeichen. Anders als das Komma wird es eher zu häufig als zu wenig eingesetzt. Wie beziehungsweise wann setzt man denn korrekterweise ein Ausrufezeichen? Und wann darf man diese Regel auch mal brechen?
Das Ausrufezeichen ist ein Satzzeichen, das am Ende eines Satzes steht. Es kann einen Befehl ausdrücken, es kann einer Aussage mehr Nachdruck verleihen, es kann Emotionen (Erstaunen, Freude, Ärger) vermitteln – für Letzteres ist jedoch entsprechender Kontext notwendig. Außerdem kann es auch nach einer einzelnen Zeile, beispielsweise nach einer Anrede stehen. Heute ist das im Gegensatz zu früher allerdings deutlich weniger gebräuchlich. Manchmal steht es sogar bei Ausrufesätzen, die die Form einer Frage haben – „Ist das denn zu fassen!“
Nachdruck verleihen mit dem Ausrufezeichen
So viel zu den grammatikalischen bzw. lexikalischen Regeln. Ich bin ja eine Verfechterin von „Kenne die Regeln und brich sie“. Will heißen: Mir ist es schon wichtig, dass du weißt, wann das Ausrufezeichen korrekt angewendet wird. Aber ich verstehe auch, dass man es manchmal auch dann setzt, wenn es vielleicht nicht unbedingt richtig ist. Denn wir oben schon erklärt, verleiht ein Ausrufezeichen einer Aussage Nachdruck. Und vor allem in Werbe- und Business-Texten wollen und müssen wir das manchmal. Da darf man auch mal Regeln brechen, ganz bewusst.
Bitte nicht übertreiben!
Wenn wir also eine Aussage besonders unterstreichen wollen, setzen wir ein Ausrufezeichen, auch wenn theoretisch ein Punkt völlig ausreichend wäre. Und genau hier liegt auch die Krux: Wenn du das Ausrufezeichen nämlich zu häufig verwendest, verwässerst du damit deinen gesamten Text. Deshalb überlege dir gut, ob du an genau dieser Stelle ein Ausrufezeichen brauchst oder ob es dir woanders wichtiger ist. Hier ist dein Sprachgefühl gefragt, wann zu viel zu viel ist. Spoiler: Hinter jedem zweiten Satz ein Ausrufezeichen ist definitiv zu viel!
Zu viel ist übrigens alles, was mehr als ein Ausrufezeichen beinhaltet. Als Stilmittel kann man das einmal machen, dass man zwei oder drei Ausrufezeichen setzt – ich würde aber davon abraten. Erstens kann das schnell aus aufdringlich empfunden werden, zweitens ist es nicht korrekt, drittens ist es nicht nötig und auch hier wird der restliche Text dadurch verwässert.
Das ist jetzt ganz wichtig!!11einself
Ein kleiner Exkurs zu einer Art Internetphänomen: In den sozialen Medien, in Foren und dergleichen liest man oft Dinge wie „!!11einself“ oder „!!!!!!11einself“ oder etwas in der Art. Damit möchte der Schreibende zeigen, dass das Geschriebene nicht ganz ernst, bewusst übertrieben oder ironisch gemeint ist. Der Ursprung dieser Kombinationen von Ausrufezeichen und Einsen plus dem angehängten „einself“ kommt daher, dass wenn im Internet jemand ganz aufgeregt schreibt und gaaaaanz viele Ausrufezeichen machen möchte, da oft eine Eins zwischenrein rutscht, weil Ausrufezeichen und Eins auf der gleichen Taste liegen. Wenn jetzt die Shift-Taste klemmt oder man sie im Eifer des Gefechts loslässt, dann steht da statt einem „!“ eine „1“. Für deine Business-Texte solltest du das nicht unbedingt nutzen (außer es passt zu deiner Zielgruppe), aber ich wollte es in diesem Zusammenhang einfach mal erklärt haben.
Das Ausrufezeichen in der Satzmitte
Eine Alternative zum Ausrufezeichen am Satzende ist übrigens das (!) – das setzt man, wenn einem die Zahl oder die Aussage, die direkt davor steht, bemerkenswert erscheint und man möchte, dass dem Leser das auf gar keinen Fall entgeht. Ein Beispiel: „Sie hatte 17 (!) Katzen.“ – Uff!
Beobachte dich auch mal selbst beim Lesen von Business- und Werbe-Texten. Wann schrecken dich Ausrufezeichen ab? Das ist eine gute Möglichkeit, um selbst ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viele Ausrufezeichen noch okay sind und ab wann’s zu viel wird. (Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – aber wenn du gute Texte schreiben willst, dann kommst du uns Lesen nicht herum.)
Wie gut, dass du darüber schreibst, ich bin nämlich so ein Ausrufezeichen-Freak !!! (upps, 😉 ). Vor allem dann wenn ich kurze Nachrichten schreibe und im „schnellen Geist“ bin.
Meist verwende ich es als liebevolle Verstärkung, aber ich bin damit auch schon mächtig angeeckt, weil mein Gegenüber dies als ungerechtfertigte Mahnung angesehen hat. Das war zwar keine Absicht, doch seither versuche ich jegliche Verdoppelung eines Ausrufezeichens zu vermeiden. Hin und wieder schwubbt mir dennoch eins durch.
Dein Blogartikel hat mich wieder daran erinnert, noch mehr darauf zu achten.
Danke und liebe Grüße Silke
Hin und wieder ist das ja auch gar nicht schlimm, liebe Silke. Aber gut, dass du bewusst darauf achtest, das ist schon viel wert 🙂
Interessant, liebe Elke. So habe ich das bisher noch nie betrachtet. Du hast Recht, zuviel Betonung verwässert die Aussage!
Das ist ja bei vielen so. Wenn man zu viele Metaphern benutzt, wird ein Text auch unglaubwürdig und verwässert. Es ist halt wie bei allem: Zu viel ist auch nix! 😉