Rechtschreib-Tipp #3 – Groß- und Kleinschreibung – Fünf Besonderheiten

von | 8. Feb 2016 | Rechtschreibung und Grammatik, Schreiben

Nachdem ich auf den Artikel von letzter Woche einige Rückmeldungen bekommen habe, wollte ich das Thema Groß- und Kleinschreibung heute nochmal aufgreifen. Die Grundregeln hatten wir ja schon, daher geht es heute um die Besonderheiten. Denn leider ist die deutsche Sprache nicht so mathematisch-logisch wie zum Beispiel Latein, es gibt zahlreiche Ausnahmen und Besonderheiten.

Wie Ronja im Kommentar letzte Woche so schön schrieb: Es gibt viele Stolpersteine im Deutschen. Und da kann man auch meist gar nicht nach Gefühl vorgehen, sondern muss sie schlicht auswendig lernen.

1.) Zeitangaben

Wobei Zeitangabe hier im weiten Sinne gemeint ist, es geht nicht um Dinge wie „um drei Uhr“ oder „um 15 Uhr“ – das sind ja nicht wirklich Stolpersteine. Aber wie ist es zum Beispiel mit Angaben zu Tageszeiten? Ein Beispiel:

„Ich kann morgens noch nichts essen.“

Das Wort „morgens“ kommt eigentlich vom Substantiv „Morgen“. In diesem Fall wird es jedoch als Adverb gebraucht und wird daher kleingeschrieben. Wenn man jedoch sagt „Eines Morgens wachte ich auf und alles war weiß.“ dann ist „Morgens“ tatsächlich ein Substantiv, nämlich der Genitiv von „Morgen“. Und dann muss es großgeschrieben werden. Das kann man am Artikel erkennen, der davor steht.

Auch Tageszeiten, die nach einem Adverb stehen, das die Zeit noch genauer eingrenzt, werden großgeschrieben. Also zum Beispiel „gestern Nacht“, „heute Morgen“, „morgen Nachmittag“ oder „vorgestern Vormittag“. Hier könnte man ja auch sagen „gestern in der Nacht“ oder „heute am Morgen“, das ist eine kleine Eselsbrücke, wie man sich das leichter merken kann.

2.) Etwas oder etwas?

Auch das Wort „etwas“ ist für manche nicht so ganz einfach. Schreibt man es nun groß oder klein bzw. wann schreibt man es groß und wann klein? In diesem Fall ist es eigentlich recht einfach: Wenn ich „etwas“ benutze, um etwas näher zu beschreiben, dann wird es kleingeschrieben. Zum Beispiel: „Ich bin heute etwas müde“ oder „Ich habe schon etwas Hunger“ – hier könnte man statt „etwas“ auch „ein bisschen“ schreiben.

Außerdem kann „etwas“ auch anzeigen, dass es um eine nicht näher bestimmte Sache geht. Das klingt jetzt komplizierter, als es ist. Daher auch hier ein paar Beispiele „Ich suche etwas Passendes zum anziehen“ oder „Er hat etwas Komisches gesagt“ oder auch „Mir ist noch nie etwas Derartiges untergekommen“.

Man könnte nun meinen, „etwas“ würde immer kleingeschrieben. Aber natürlich gibt’s auch hier eine Ausnahme. Denn „Etwas“ kann ja durchaus auch als Substantiv gebraucht werden – und dann wird es natürlich großgeschrieben. „Er trug ein kleines Etwas auf dem Arm“ oder „Als ich den Raum betrat, stand ein zitterndes Etwas vor mir.“ Und dann gibt es da natürlich noch „das gewisse Etwas“.

In all diesen Fällen ist „das Etwas“ etwas, was nicht direkt greifbar oder definierbar ist. Nehmen wir das Beispiel „ein zitterndes Etwas“ – in dem oben genannten Fall kommt jemand in den Raum und sieht, dass da etwas Zitterndes vor ihm steht, kann aber zumindest auf den ersten Blick nicht sagen, was genau es ist. Beim „gewissen Etwas“ ist es ähnlich: Jemand hat das gewisse Etwas, aber was genau das ist, lässt sich oft nicht (oder nur schwer) in Worte fassen.

3.) Ein Mal und einmal

Auch das ist so eine Sache, bei der viele ins Schleudern kommen: Ein Mal oder einmal? Und hier ist es tatsächlich ein bisschen kompliziert – sagt übrigens sogar die Duden-Redaktion. Und selbst das kleingeschriebene Wort „einmal“ kann zwei unterschiedliche Wortarten sein: Einmal das Adverb – irgendwann (einmal), früher (einmal) etc. – und einmal die Partikel – „komm einmal her“, „er kann (noch) nicht einmal lachen“. Hier ist das Wort „einmal“ entweder verstärkend (in Aussagen, Fragen oder Aufforderungen) wie im ersten Beispiel oder abschwächend, einschränkend, eingrenzend wie im zweiten Beispiel. Beim zweiten Beispiel ist es ganz klar: Einmal, zusammengeschrieben und klein.

Wie sieht es aber bei Beispiel Nummer eins aus? Mir geht bei „einmal“ und „ein Mal“ immer das Zitat aus dem ersten American Pie-Film durch den Kopf: „Einmal, im Ferienlager…“ Würde man aber fragen: „Hast du schon einmal Fußball gespielt“ dann wäre die Antwort darauf „Ja, ein Mal, im Ferienlager.“ oder aber „Ja, einmal, im Ferienlager“. Im ersten Fall betont man, dass man nur ein (einziges) Mal Fußball gespielt hat, im zweiten wird das nicht betont.

Um es zu vereinfachen – denn eine klare Regelung für alle Arten von einmal scheint es nicht zu geben, das ergab zumindest eine ausführliche Recherche, ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren – kann man wohl sagen: Wer „einmal“ generell klein und zusammen schreibt, der ist auf der sicheren Seite. Möchte man die Einmaligkeit einer Handlung betonen, dann kann man – wie im American Pie-Beispiel oben, auch „ein Mal“ schreiben, oder eben „ein einziges Mal“, dann ist es ganz klar.

4.) Die Sache mit dem Doppelpunkt

Letzte Woche habe ich geschrieben, dass man nach dem Doppelpunkt großschreibt. Zu Recht hat Gerd darauf hingewiesen, dass man nach dem Doppelpunkt nur dann großschreibt, wenn ein vollständiger Satz folgt. Ist das nicht der Fall, dann schreibt man nach dem Doppelpunkt klein weiter. Auch hierzu hab ich zwei Beispiele für euch.

„Du solltest dir im Klaren darüber sein: Wenn du morgen keine Hausaufgaben gemacht hast, dann musst du nachsitzen.“

„Bring bitte Folgendes mit: einen Kochlöffel, ein Schneidebrett und eine Schürze.“

Im ersten Beispiel steht nach dem Doppelpunkt ein vollständiger Satz, der auch ohne den Teil vor dem Doppelpunkt stehen könnte. Im zweiten Beispiel folgt eine Aufzählung, also eben kein vollständiger Satz (kein Subjekt und kein Prädikat). Übrigens: Wenn der Doppelpunkt eine wörtliche Rede einleitet, dann wird immer großgeschrieben. In der Regel sind es ja auch ganze Sätze, die in der wörtlichen Rede stehen.

5.) Der Superlativ

Für Verwirrung sorgt auch immer wieder der Superlativ, also die zweite Stufe der Steigerung (gut – besser – am besten). Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe dabei immer den Drang „am Besten“ zu schreiben – wenn ich’s dann aber sehe, kommt es mir doch auch komisch vor. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Wenn man mit „wie?“ danach fragen kann, dann wird es kleingeschrieben.

„Am schönsten ist es beim Sonnenuntergang.“

„Am besten sieht man die Stadt vom Fernsehturm aus.“

In diesen Fällen ist „am“ nämlich nicht das zusammengefasste „an dem“ und somit kein Artikel.

Und dann gibt es noch den Superlativ in Verbindung mit einer adverbialen Wendung mit „aufs“ – was in diesem Fall die Kurzform von „auf das“ ist. Ihr wisst schon, was kommt, ja? „Auf das“, da haben wir einen Artikel. Der Duden lässt uns in solchen Fällen aber die Wahl, man kann sowohl großschreiben als auch kleinschreiben.

„Wir werden uns aufs Königlichste amüsieren“ oder „Wir werden uns aufs königlichste amüsieren.“

„Du hast aufs Gröbste gegen die Regeln verstoßen.“ oder „Du hast aufs gröbste gegen die Regeln verstoßen.“

Aber natürlich gibt’s auch hier wieder eine Ausnahme: Wenn man mit „worauf?“ oder „auf was?“ das Adjektiv erfragen kann, dann muss es großgeschrieben werden: „Sie mussten sich aufs Nötigste beschränken.“

Okay, ich gebe zu: Heute war es echt kompliziert. Auch ich habe mich durch diesen Artikel durchgekämpft, es ist gar nicht so einfach, alles zu erklären, ohne dabei in linguistisches Fachchinesisch zu verfallen. Aber ich wollte einfach noch ein paar der Besonderheiten bei der Groß- und Kleinschreibung nennen. Natürlich gibt’s noch mehr als diese Beispiele. Ihr dürft in den Kommentaren gerne ergänzen, was euch noch einfällt oder natürlich auch Fragen stellen.

2 Kommentare

  1. Hallo Elke,

    danke, dass du auf meine Probleme eingegangen bist! 🙂

    Jetzt ist auf jeden Fall Einiges etwas klarer geworden.

    Ganz ehrlich: Deutsch ist eine komplizierte Sprache.^^ Wie gut haben es da englische Muttersprachler, die einfach alles außer Namen klein schreiben können..

    Liebe Grüße,
    Ronja

    Antworten
    • Hallo Ronja,
      aber gerne – ich freu mich ja immer über Inspiration! 🙂

      Und ganz ehrlich, ich weiß jetzt auch wieder, warum ich so gerne englische Mails schreib. Da muss ich mir wesentlich weniger Gedanken machen 😉

      Liebe Grüße
      Elke

      Antworten

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