Blogger ansprechen – die Vorlage, wie man’s nicht macht

von | 20. Feb 2017 | Bloggen

Das Leben spielt einem manchmal echt lustige Streiche. Keine zwölf Stunden, nachdem ich letzte Woche meinen Artikel über Blogger Relations veröffentlicht hatte, landete wieder einmal eine solche Mail in meinem Postfach, die mich irgendwo in die Region zwischen Lachen, Kopfschütteln und Stirnrunzeln katapultiert hat. So hab ich jetzt ein perfektes Beispiel für dich, wie man es NICHT machen sollte. 

Ich kann es mir nicht verkneifen, diese Mail hier zu veröffentlichen – anonym natürlich, ich will ja niemanden bloßstellen.

Hallo Herr Morgenstern,

ich biete auf http://www.xyz.com/ ein E-Book mit dem Titel „Selbstständig machen“ zum kostenlosen Download an. Da ich bei meiner Themen-Recherche auch Ihre Webseite gefunden habe, dachte ich, das könnte Sie interessieren.

Wäre es möglich, dass Sie meine Webseite bzw. das E-Book verlinken, z. B. von http://www.federfuehrend-pr.de/tag/selbstandigkeit?

Um den Aufwand für Sie gering zu halten, kann ich Ihnen gerne einen Artikel zum Thema zusenden, zur Veröffentlichung auf Ihrer Webseite.

Als Dankeschön biete ich Ihnen an, Ihre Webseite von einem meiner Blogs zu verlinken

Viele Grüße,
XYZ

Weil ich spät nachts gerne mal zu kreativer Hochform auflaufe und es mir fürchterlich in den Fingern juckt, antworte ich auf diese Mail. Normalerweise ignoriere ich derartige Anfragen einfach, aber diesmal sitzt mir der Schalk im Nacken. Und natürlich will ich dir auch meine Antwort nicht vorenthalten.

Eine sinnlose Antwort, die gut tut

Liebe Frau XYZ,
vielen Dank für Ihre E-Mail. Ich möchte Ihnen meinen neuesten Blog-Artikel dringend ans Herz legen, denn wenn Sie diesen gelesen haben, dann passieren Ihnen die Fehler, die Sie mit Ihrer E-Mail gemacht haben, zukünftig nicht mehr: Blogger richtig ansprechen – 5 einfache Tipps

1.) Copy & Paste ist eine tolle Erfindung, man sollte aber zumindest die Namen ändern
2.) Richtige Recherche ist die wichtigste Grundlage für gute Blogger Relations. Wer richtig recherchiert, fragt nicht nach einer Verlinkung auf einer Seite, die seit Jahren nicht gepflegt wurde.
3.) Zeigt mir die Frage, dass es Ihnen nur um einen Backlink geht. Die setze ich prinzipiell gerne, suche sie aber ebenso gern selbst aus. Das heißt nicht, dass man mich nicht auf gute Websites, E-Books etc. aufmerksam machen darf, aber dann sollte die Ansprache eben auch passen.
4.) Schreiben ist mein täglich Brot. Mein Blog ist ein Aushängeschild und ein reiner Business-Blog. Deshalb dürfte klar sein, dass ich keine Werbe-Gastartikel veröffentliche. Schon gar nicht, wenn ich nicht sicher sein kann, dass dieser auch meinen Ansprüchen entspricht. Der Titel des E-Books lässt nicht unbedingt darauf schließen. Und einen Link als „Bezahlung“ anzubieten ist… sagen wir mal: Dreist.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass so kurz nach meinem Artikel über Blogger Relations wieder einmal eine E-Mail wie die Ihre eintrudelt. Sollten Sie noch Fragen haben, stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.
Viele Grüße
Elke Schwan-Köhr
Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass auf diese Mail keine Antwort mehr kam. Das war mir schon beim Schreiben klar, aber es hat mir einfach gut getan, meinem Ärger auf diese Art und Weise Luft zu machen. Danach konnte ich doch ziemlich entspannt schlafen gehen.

5 Fehler in nur einer E-Mail

Welche Fehler macht die Dame hier? Es fängt schon bei der Anrede an. Da hat jemand offensichtlich eine Mail per Copy & Paste geschrieben. Das ist nicht grundsätzlich verwerflich, allerdings sollte man wenigstens die Anrede entsprechend ändern. Ein kurzer Check an mir selbst ergab, dass ich weder ein Herr bin, noch Morgenstern heiße.

Fehler Nummer 2: Die Schreiberin ist nicht ehrlich. „Bei der Themenrecherche gefunden“ – nee, haste nicht! Du hast gezielt gesucht, wo du dein E-Book promoten kannst. Dann schreib das doch um Himmels Willen auch so! Alles andere wirkt an den Haaren herbeigezogen. Wäre sie ehrlich gewesen und hätte ich den Eindruck gehabt, das Büchlein taugt etwas, dann hätte ich eine Verlinkung ja sogar in Erwägung gezogen.

Der Beweis: Ein bisschen Recherche kann nicht schaden

Fehler Nummer 3: Eine sorgfältige Recherche hätte gezeigt, dass die von der Schreiberin verlinkte Seite gar nicht mehr aktuell ist. Sie ist auf meiner alten Website gelandet, auf der schon seit Jahren nichts mehr veröffentlicht wurde. Eigentlich wollte ich schon längst eine Weiterleitung auf die neue Seite einrichten. Aus Zeitmangel ist das bisher noch nicht passiert. Trotzdem: Genau hinschauen hilft! Es wäre nur ein Blick auf den Blog gewesen und man hätte gesehen, dass der letzte Eintrag schon zwei Jahre alt ist.

Fehler Nummer 4: Als Dankeschön gibt‘s eine Verlinkung auf einem Blog. Ähm, nein. Und schon gar nicht, wenn nicht mal die Möglichkeiten aufgezeigt werden. Hätte die Schreiberin einen Blog, auf dem man gerne verlinkt wird, hätte sie diesen angegeben. So vermute ich, dass es sich bei ihren Blogs (gleich mehrere???) um Affiliate-Seiten handelt oder etwas in der Art. Möglicherweise bin ich da etwas paranoid. Aber ich hätte schon gerne gewusst, von wo aus auf meine Seite verlinkt wird. Weil einfach nur ein Link von irgendwoher… das kann auch nach hinten losgehen, rein SEO-technisch. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass wir die gleiche Zielgruppe haben.

Fehler Nummer 5: Zugegeben, den sieht man erst bei genauerem Hinschauen. Nachdem ich mir einen Blick auf die Website der Dame zunächst verkniffen hab, weil ich so etwas nicht unterstützen möchte, musste ich dann doch schauen. Ich landete auf einer Seite mit ellenlangem Text, der so naja ist, dass ich normalerweise schon beim zweiten Satz weg wäre und eigentlich nur aus Neugier weiterlese.

Und dann der obligatorische Blick ins Impressum. Ich bin zwar keine Juristin, bin mir aber trotzdem ziemlich sicher, dass dieses Impressum nicht den deutschen Vorschriften entspricht. Dort steht zwar die E-Mail-Schreiberin als Betreiberin drin, verwiesen wird dann aber auf eine Firma aus den USA.

Dubiose Hintergründe – das wirkt nicht seriös

Weil ich ja so ne fürchterliche Neugiernase bin, recherchiere ich weiter. Zu dieser US-Firma finde ich leider so gar nichts. Allerdings stolpere ich über eine weitere Website, bei der diese Firmenadresse im Impressum genannt wird – und die lustigerweise auch fast genauso aussieht wie die Website, auf die ich hätte verlinken sollen. Wäre mir die Sache nicht vorher schon suspekt gewesen, spätestens jetzt wäre sie es.

Nun will ich es genau wissen. Ich gebe die Internet-Adresse, die im Impressum zu finden ist, in meinen Browser ein. Und lande auf einer Website, die aus genau einer Seite besteht. Dort glotzt mit ein typisches, kostenloses Standardbild entgegen, auf dem ziemlich laienhaft die Adresse, Telefon-Nummer und E-Mail-Adresse der „Firma“ genannt wird. Mehr nicht.

Mich juckt es in den Fingern, an dieser Stelle weiterzurecherchieren. Irgendwo steckt da doch eine investigative Journalistin in mir. Allerdings ist Zeit ein kostbares Gut und so gebe ich auf. Denn an sich hab ich ja genug gesehen, um mir eine Meinung zu bilden. Seriös ist anders.

Blogger ansprechen: Worst Practice auf dem Silbertablett

Geplant war dieser Artikel ja eigentlich nicht. Aber wenn man mir ein schlechtes Beispiel, das wunderbar zum Text von letzter Woche passt, so auf dem Silbertablett liefert – naja, da kann ich einfach nicht anders. Ich hoffe, du hattest Spaß beim Lesen. Magst du erzählen, was die seltsamste oder unverschämteste Mail war, die du bekommen hast? Dann tob dich gerne in den Kommentaren aus!

1 Kommentar

  1. Ja, das deckt sich ziemlich mit meinen Erfahrungen! Ich kann nur sage, dass die die Blogger auf diese Art ansprechen, meist die selben sind, die auch ihren Pressemitteilungen hinterhertelefonieren und frage ob die angekommen ist…
    Ich muss aber auch sagen, dass sich die Ansprache von Bloggern in den letzten zwei Jahren deutlich professionalisiert hat.
    Was noch fehlt ist die Bereitschaft, angemessene Honorare zu zahlen, bzw. die Fähigkeit, einzuschätzen, was ein angemessenes Honorar wäre!

    Antworten

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  1. Blogger Relations: Tolle Tipps für geniale Gastartikel - Federführend Media - […] den letzten beiden Artikeln ging es darum, wie man Blogger richtig anspricht und was man doch bittschön tunlichst vermeiden…

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