Plus meine drei Versprechen an mich – und eines an dich.
Auf einmal war ich weg. Aus allen sozialen Medien, nicht mehr sichtbar, verschwunden. Geplant war das so nicht. Aber es war die einzig richtige Entscheidung. Und wie könnte man besser zurückkehren in die Sichtbarkeit als mit einem Beitrag zu einer Blogparade? Mit einem Thema, das passender nicht hätte sein können – ich wette aber, Anna ist da auch nicht wirklich überrascht, wir haben ja schon einige Parallelen feststellen können. Und deshalb erzähle ich heute, warum ich weg war, was mir gut getan hat in dieser Zeit des Untertauchens und was ich in Zukunft anders machen möchte, als Beitrag zur Blogparade „So wichtig ist Selbstfürsorge“ von meiner geschätzten Kollegin Anna Koschinski.
Es war Anfang November 2021, ich musste für zwei Tage ins Krankenhaus. Nur ein kleiner Eingriff, und ich war froh, dass es endlich voran ging. Beschwerden hatte ich seit Mai, doch es ging alles nur sehr schleppend. Meine Ärztin konnte nichts finden/sehen, einen Termin für eine Kolposkopie hab ich nach langem Hin und Her und nur durch tricksen seitens meiner Ärztin („wir schreiben da mal was mit Krebsvorstufe drauf, wenn keiner Ihnen einen Termin geben will“) bekommen. Nach einer kurzen Voruntersuchung sollte ich nun also für eine Gewebeprobe unters Messer.
Menschen machen Pläne, Gott lacht – oder so ähnlich
Donnerstags rein ins Krankenhaus für den Eingriff, über Nacht zur Beobachtung bleiben und freitags wieder nach Hause – alles easy, kein großes Ding. Ich fand das Timing super, so hatte ich ja noch das ganze Wochenende, um mich ein bisschen zu erholen und würde montags wieder im Büro sitzen und voll durchstarten. So der Plan. Aber wie das halt so ist mit den Plänen… oft gelingen sie, meiner ging aber sowas von grandios in die Hose. Nicht nur hatte ich nach dem Eingriff wahnsinnige Schmerzen – viel stärker als die letzten Wochen vorher – und konnte kaum sitzen, nein, ich war auch von der Narkose so müde, dass ich die Woche nach der Mini-OP fast komplett verschlafen habe.
Danach folgten Tage und Wochen des Wartens auf ein Ergebnis. Die Zeit zog sich sehr zäh und neben den Schmerzen machte sich langsam aber sicher auch Sorge breit. Als meine Ärztin mir dann sagte, dass die im Krankenhaus weitere Untersuchungen machen wollten, weil sie eine Hautveränderung entdeckt hatten und das mit den lapidaren Worten „das kann auch gutartig sein“ kommentierte, war ich komplett am Ende. Auch Wochen nach der OP hatte ich immer noch Schmerzen, zwar weniger, aber sie waren nicht weg. Dazu kam die Sorge und die Angst, was bei den weiteren Untersuchungen herauskommen würde.
Das Hirn spielt mir Streiche
Ich war wie gelähmt, nicht mehr fähig, vernünftig zu arbeiten. Morgens kam ich nur mit Mühe aus dem Bett, nachts konnte ich nicht schlafen, weil neben der Sorge um die Gesundheit auch die finanziellen Sorgen volle Breitseite zuschlugen: Was, wenn ich wirklich Krebs habe und nicht arbeiten kann. (Ja klar, das nicht arbeiten können wäre dann wohl das kleinste Problem, aber so ein Kopf kann echt fies sein und einen mit Gedanken füttern, die einen wahnsinnig machen.) Wahrscheinlich war diese Unsicherheit, die Schmerzen und das ganze Drama drumrum einfach auch das letzte Tröpfchen, das das Fass zum Überlaufen brachte.
Denn sind wir mal ehrlich: Die vergangenen zwei Jahre waren für uns alle anstrengend. Und ich als introvertierter Mensch hab es ja eigentlich genossen, weniger Termine und Verpflichtungen zu haben und mich immer wieder zurückziehen zu können, ohne dass es auffällt. Aber neben dem blöden C war mein Jahr 2021 eben auch voll mit anderem Kram: Kunden, die absprangen, Projekte, die viel zeit- und nervenaufreibender waren, als gedacht, privat war viel los, was nicht ganz spurlos an mir vorbeiging und noch so einiges mehr. Unter all dem hatte ich zwischenzeitlich mich selbst vergessen. Und das, obwohl mir eigentlich klar ist, wie wichtig Selbstfürsorge ist, wie wichtig es ist, dass ich auf mich achte und mir auch mal Auszeiten nehme oder einen Gang runterschalte, wenn’s allzu hektisch wird. Sonst ist mir das immer gut gelungen, aber nach einem halben Jahr voller Schmerzen und Ungewissheit, in dem ich aber trotzdem funktionieren musste, ist das irgendwann völlig hinten runter gerutscht.
Eigentlich kann ich Selbstfürsorge
Ehrlich gesagt war ich darüber selbst überrascht, dass es so weit kam. Weil eigentlich weiß ich ja, wie wichtig Selbstfürsorge ist und dass ich darauf achten muss. So zog ich Ende 2021 die Reißleine: Ich habe mich komplett aus Social Media zurückgezogen, nur noch die angefangenen und zugesagten Projekte beendet und das war’s. Über Weihnachten und Neujahr habe ich wie geplant frei gemacht und das auch sehr genossen. Und obwohl ich normalerweise keine guten Vorsätze fürs neue Jahr mache, habe ich Ende letztes Jahr den Vorsatz gefasst, 2022 ganz bewusst mehr auf mich und mein Wohlbefinden zu achten und das nicht als Selbstverständlichkeit nebenher laufen zu lassen.
Okay, das war jetzt irgendwie eine lange Vorrede, bevor ich zum eigentlichen Thema komme. Mir war aber wichtig, aufzuzeigen, dass sowas auch dann passieren kann, wenn man eigentlich auf die Selbstfürsorge achtet und sich deren Wichtigkeit bewusst ist. Mir ist wichtig, dir zu sagen, dass du dich immer wieder ganz bewusst dafür entscheiden solltest, dass du dir etwas Gutes tust, dass du nicht ständig über deine Grenzen gehst und wenn du es doch tust, dass du dir danach genug Freiraum gibst, um wieder zu dir selbst zurückzufinden. Es profitiert nämlich wirklich niemand davon, wenn du dich von Tag zu Tag schleppst, aber gar nicht wirklich fit bist, weder im Kopf noch körperlich. Davon hast du nichts, aber auch deine Familie und Freunde nicht und auch nicht deine Kundinnen und Kolleginnen.
Selbstfürsorge für Selbständige
Und grade als Selbständige müssen wir uns Zeit zur Genesung nehmen – als Angestellte lässt man sich krankschreiben, als Selbständige neigen wir dazu, trotzdem zu arbeiten, auch wenn wir dazu eigentlich gar nicht in der Lage wären. Das war mir nie so bewusst wie im letzten Jahr. Als Angestellte wäre ich vermutlich von Oktober bis zum Jahresende krankgeschrieben gewesen. Als Selbständige hab ich versucht, durchzupowern, weil ich ja durch den Krankenhausaufenthalt schon ein paar Tage ausgefallen war, mitten in zwei größeren Projekten.
Heute würde ich das anders handeln. Beim einen Projekt würde ich sagen: Das hat jetzt so lange gedauert, da ist es grade egal, wenn’s wegen mir noch drei Wochen länger dauert. (Den Zuschlag für den Auftrag hatte ich im Juli bekommen, endgültig abgeschlossen war es für mich Mitte Februar – und das lag nicht an mir.) Beim anderen würde ich mir eine Alternative überlegen, eine Kollegin empfehlen, die das fertig macht. Und mir selbst würde ich die Zeit geben, die ich zur Erholung brauche. Wahrscheinlich würde ich mir sogar eine Krankmeldung ausstellen lassen – einfach nur, um es Schwarz auf Weiß zu haben, dass ich jetzt einfach für eine oder zwei Wochen krankgeschrieben bin und mir diese Zeit auch geben darf.
Drei Versprechen an mich selbst
Drei Vorsätze habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen, um Selbstfürsorge bewusster zu leben. Nein, lass es mich anders formulieren: Drei Versprechen habe ich mir für dieses Jahr (und für die Zukunft) gegeben, die mir dabei helfen sollen, gut auf mich zu achten:
1.) Meine Gesundheit steht an erster Stelle, denn ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper – und mein Geist, mein Kopf, ist mein Kapital. Deshalb liegt mein Fokus momentan darauf, gesund zu werden. Ich bin jetzt zwar nicht so krank, dass ich nichts tun könnte oder ganz große Einschränkungen hätte durch die immer noch vorhandenen Schmerzen, aber es belastet meinen Kopf, meine Seele, immer noch nicht zu wissen, was eigentlich nicht stimmt und immer noch Schmerzen zu haben.
2.) Bewusstsein für mein eigenes Wohlergehen: Am Ende des Tages setze ich mich hin und schaue, wie es mir geht, wie es mir den Tag über ging und wo ich mehr auf mich achten muss. So möchte ich sicherstellen, dass ich nicht wieder in eine Situation rutsche, in der alles über und unter mir zusammenbricht.
3.) Nein sagen und Grenzen setzen: Wenn ich merke, dass mich ein Termin, eine Verpflichtung, unnötig viel Kraft kostet, dann möchte ich mir die Freiheit nehmen, einfach abzusagen. Das wird ein hartes Stück Arbeit, denn ich bin so erzogen worden, dass man Termine nicht einfach absagt, nur weil’s einem grade nicht danach ist. Und mir wurde vorgelebt, dass man sich für andere aufopfert, auch wenn man selbst dabei auf der Strecke bleibt. Das muss ich überwinden, denn dass das nicht gut gehen kann, habe ich als Teenager hautnah miterleben müssen. Ich merke immer mehr, dass bestimmte Dinge mich unglaublich viel Energie kosten, die anderswo besser und sinnvoller eingesetzt werden könnte. Und deshalb muss ich lernen, nein zu sagen, Grenzen zu setzen und auch mal Termine abzusagen, weil’s grade einfach nicht geht, weil es mir nicht gut tut.
Dazu gehört auch, anderen gegenüber klar zu kommunizieren, wenn mir etwas nicht gefällt, nicht gut tut, oder wenn ich etwas nicht gut oder richtig finde. Damit meine ich nicht, dass ich allen Menschen sagen will, dass sie doof sind oder etwas in der Art. Lass mich dir ein Beispiel zeigen: Kürzlich hat jemand von mir erwartet, immer sofort zu antworten und zu springen, weil er mir etwas zeigen wollte. Als ich gesagt hab, dass ich jetzt grade nicht kann, kam eine relativ beleidigte Antwort zurück. Da musste ich dann ganz klar eine Grenze setzen und sagen, dass ich es befremdlich finde, wenn jemand so etwas von mir erwartet. Meine engen Freunde dürfen sich jederzeit melden, und wenn’s brennt, bin ich da. Aber ein ganz neuer Bekannter, der mir etwas zeigen möchte, das auch einen Tag später noch da wäre, der darf nicht erwarten, dass ich dafür alles stehen und liegen lasse. Die Sache endete damit, dass er mich wortlos überall blockiert hat – super, auch das ist Psychohygiene. Solche Menschen tun mir nicht gut, die brauch ich nicht. Also alles bestens!
Zurück zur alten Form
Bisher klappt das ganz gut mit diesem drei Versprechen und es geht mir gut damit. Ich bin wieder deutlich entspannter und kehre langsam aber sicher zu meiner alten Form zurück. Allerdings war es bisher auch noch nicht so richtig stressig – in einer solchen Situation wird sich dann zeigen, wie gut mir das Umsetzen wirklich gelingt. Wie ist das bei dir mit der Selbstfürsorge? Achtest du bewusst darauf? Klappt das immer? Hast du bestimmte Strategien und Routinen, die dir dabei helfen, gut auf dich Acht zu geben? Verrate es mir gerne in den Kommentaren!
P.S.: Nicht nur mir gebe ich Versprechen, sondern auch dir: Es wird jetzt nicht der Regelfall, dass alle Artikel so lang werden wie dieser – danke fürs Lesen! <3
Liebe Elke,
ich habe bemerkt, dass du abgetaucht bist und hatte irgendwie das Gefühl „Elke braucht eine Pause.“
Ich wünsche Dir ein waches Bewusstsein für die Stories, die Dir Deine Gedanken stets so erzählen (so wie mir und allen anderen Menschen auch), denn das ist mehr als nur die halbe Miete, damit Selbstfürsorge gelingen kann.
Ich drücke Dir alle Daumen, dass es Dir wieder besser gehen wird.
Alles Liebe
Sandra
Liebe Sandra,
oh wow, das freut mich zu lesen, dass mein Abtauchen bemerkt wurde. Insgeheim hatte ich natürlich gehofft, dass es gar nicht so auffällt, aber wenn doch, dann tut es irgendwie auch gut. 🙂
Ja, die Pause war nötig und hat gut getan. Und jetzt kann ich wieder voller Energie und Elan durchstarten, bin mir der Anzeichen, die mir Pausen nahelegen wieder sehr viel bewusster und arbeite aktiv daran, das mit dem Nein-Sagen häufiger umzusetzen, wenn sich etwas in mir sperrt. Vielleicht hat es das alles gebraucht, denn schließlich ist nichts so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut wäre.
Liebe Grüße
Elke
So schön, dass es Dir wieder besser geht, liebe Elke.
Du bist wichtig.
Danke, dass Du gut zu Dir schaust.
Herzlichst, Claudia
Liebe Claudia,
danke für deine lieben Worte! <3
Wenn ich so um mich schaue, dann war das letzte Jahr für fast alle nicht ganz so einfach, aus den verschiedensten Gründen.
Lass uns doch alle gut aufeinander schauen und uns gegenseitig unterstützen, dann fällt uns sicher auch das Umsetzen leichter.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
danke für deinen starken Text zur Blogparade. Ja, es kann uns immer wieder passieren, dass wir uns übernehmen, nicht gut hinschauen, was im Leben gerade so wichtig ist und was unsere Aufmerksamkeit braucht.
Bitte achte gut auf dich und halte deine Versprechen ein – die langen Texte sind für mich ja kein Problem, aber du wirst noch gebraucht! Als gesunde und kreative Kollegin, als Gesprächspartnerin, als Impulsgeberin.
Werd wieder gesund, das ist das Wichtigste.
Alles Liebe
Anna
Liebe Anna,
danke für deine lieben Worte und für die Möglichkeit, durchs Aufschreiben vieles nochmal ins Bewusstsein zu rufen und stärker zu verankern!
Es sind so wunderbare Texte bei der Blogparade entstanden, ich bin noch nicht mit Lesen durch, aber es macht mir große Freude, die tollen Impulse, Tipps, Ideen und Strategien zu lesen, denn aus allen kann man doch auch etwas für sich selbst (und für andere) mitnehmen. Toll, dass du die Idee zur Blogparade hattest, ich glaube, sie kam für viele genau zum richtigen Zeitpunkt.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
von mir bekommst Du hier heute auch ein Versprechen: Ich werde Dich immer wieder fragen, ob Du Deine Versprechen Dir selbst gegenüber auch einhältst! <3
Danke für Deinen Artikel!
Herzensgrüße
Anja
Liebe Anja,
oh, da fühle ich mich gebauchpinselt! 🙂 Und DU darfst das auch, denn du hast so eine wundervolle Art, ohne den erhobenen Zeigefinger, der mir oft so schwer im Magen liegt, Dinge auf den Punkt zu bringen. (Jepp, Schachtelsätze kann ich 😉 ) Das ist unglaublich wertvoll, ich bin mir sicher, dass nicht nur ich das so empfinde, sondern ganz viele andere auch.
Liebe Grüße
Elke