Müsste ich dem Jahr 2020 eine Überschrift geben, so wäre es wohl „Bleibt alles anders“. Warum das so ist und wie ich diese seltsam-verrückte Zeit erlebt habe, das möchte ich gerne in diesem ganz persönlichen Jahresrückblick verewigen. Eigentlich hätte dieser Artikel ein Beitrag zur Blogparade der wunderbaren Eva Peters von Onlinekurse-Kompass sein sollen – aber ich hab die Deadline einfach nicht geschafft und wollte dafür auch meinen Weihnachtsurlaub nicht unterbrechen. Der war nämlich dringend nötig und hat mir richtig gut getan. Da der Artikel aber schon zur Hälfte fertig war, veröffentliche ich ihn trotzdem – wär ja sonst schade drum.
Wenn ich jetzt auf 2020 zurückblicke, dann kommt mit wieder ein Song in den Kopf, der schon im Frühjahr immer wieder durch meine Gedanken geisterte: „Bleibt alles anders“ von Herbert Grönemeyer. Ich würde mich nicht als Fan bezeichnen, aber je älter ich werde, desto mehr schätze ich seine Musik, vor allem aus künstlerischer Sicht, sowohl musikalisch als auch, was die Texte anbelangt. Und „Bleibt alles anders“ ist in meinen Augen ein überaus gelungenes Gesamtkunstwerk, glänzt aber vor allem mit einem großartigen Text, der sehr viel Spielraum für eigene Interpretationen lässt. Du kannst den Text hier nachlesen, was ich dir ans Herz legen möchte, denn grade wenn du selbst viel schreibst, sind auch solche Songtexte immer wieder gute Inspirationsquellen, das aufmerksame Lesen fördert auch unsere eigene Sprachgewandtheit.
Alles wie immer, und doch irgendwie anders
Oft wurde ich in diesem Jahr gefragt „Und, wie läuft’s bei dir?“ Und ich antwortete meist mit einem müden Schulterzucken und einem „wie immer“. Denn ich war ja irgendwie schon immer selbständig online, also konnte meine Arbeit machen, ohne meinen Kunden auf dem Schoß zu sitzen. Natürlich habe auch ich die Auswirkungen von Corona gespürt, natürlich ist der eine oder andere Auftrag weggebrochen. Allerdings nicht im ganz großen Stil, glücklicherweise. Für mich war tatsächlich alles wie immer. Und doch anders. Aber eins nach dem anderen…
Mein Jahr war, was die Arbeit anbelangt, tatsächlich wie jedes andere Jahr auch. Denn ich arbeite schon immer überwiegend online, hab nur ein paar wenige Kunden hier vor Ort, die ich jetzt eben meistens telefonisch oder per Mail betreue. Und die danke Corona gemerkt haben, dass das ganz wunderbar geht. Ich dachte ja in den vergangenen Jahren schon immer: „Dafür hätte ich jetzt eigentlich nicht vorbeikommen müssen, das hätten wir auch am Telefon besprechen können.“ Aber der Kunde ist schließlich König, und wenn er mich gerne sieht, dann komme ich auch vorbei. Tut mir ja auch gut, ab und zu mal hinter meinem Monitor hervorzukriechen.
Lediglich das alljährliche Frühstück mit einer meiner ersten Kundinnen ist weggefallen. Das ist eine Tradition bei uns, wir treffen uns ein- oder zweimal im Jahr zum gemeinsamen Frühstück und tauschen uns aus. Dieses Jahr haben wir halt auch ein bisschen mehr telefoniert und waren beide froh darüber, dass wir keine Zeit auf der Straße verplempert haben. Also eigentlich auch nicht so schlecht, obwohl ich zu gerne gesehen hätte, wie sich die Hunde entwickelt haben.
Wo will ich hin, was will ich tun?
Ansonsten war das Jahr geprägt von der Frage: Wo will ich eigentlich hin? Was will ich tun? Und was will ich nicht (mehr) tun? Diese Frage hat mich stark umgetrieben, denn ich habe lange Zeit keine Antwort darauf gefunden. Erst zum Jahresende hin, fügten sich die Puzzleteile zusammen und es kristallisieren sich Antworten heraus. So ganz klar ist immer noch nicht alles, aber jetzt im neuen Jahr, mit neuem Schwung und neuer Motivation, wird es von Tag zu Tag ein winziges Stückchen klarer. Und irgendwie bin ich mir sicher, dass der Groschen demnächst fallen wird.
Elke und die frische Luft
Tatsächlich anders als sonst waren eigentlich nur zwei Dinge, die sich eher auf der privaten Ebene abspielten: Zum einen hab ich im ersten Lockdown begonnen, regelmäßig spazieren zu gehen. Wer mich kennt weiß, dass ich ein absoluter Sportmuffel bin und was Bewegung angeht auch ein wenig faul. In der zweiten Lockdown-Woche im Frühjahr stellte ich aber plötzlich fest: Hey, ich hab seit fast zwei Wochen das Haus nicht mehr verlassen! Das war erschreckend. Und von da an war ich ein bisschen Forrest Gump: Ich bin gelaufen, fast jeden Abend, oft mehr als eine Stunde, manchmal auch nur eine kurze Runde, aber eben regelmäßig. Und es tat soooo gut!
Bis zum zweiten Lockdown hab ich das durchgezogen. Jetzt mit der Ausgangssperre ab 20 Uhr ist das ein bisschen blöd, denn ich bin überwiegend abends oder nachts spazieren gegangen. Das vermisse ich, aber tagsüber hat das Laufen einfach nicht den gleichen Effekt. In der Nacht, wenn alles ruhig ist, begegnet man unterwegs mal einem Igel, man hört Geräusche, die man tagsüber gar nicht wahrnimmt, nicht wahrnehmen kann. Das schärft die Sinne und hat bei mir für eine gewisse innere Ruhe gesorgt, ein Gefühl von „es wird alles gut werden“. Vielleicht war auch das ein Grund dafür, dass ich relativ unbeschadet durch diese seltsame Zeit gekommen bin und mir eigentlich nie wirklich Sorgen gemacht habe.
Niemals ohne – Musik!
Das zweite, was anders war, betrifft eines meiner Hobbys, die Musik. Denn natürlich war Proben lange Zeit nicht erlaubt. Nicht nur unser großes Open Air-Konzert mit einer Deutschland-Premiere wurde abgesagt, sondern auch alle anderen Veranstaltungen inklusive dem Weihnachtskonzert. Im Sommer durften wir zeitweise wieder proben. Dafür waren wir auf dem Sportplatz bzw. auf der Tribüne im Stadion – mal eine ganz neue Perspektive. Im Herbst fanden zunächst noch Proben statt, immer in kleiner Besetzung. Dabei habe ich festgestellt, dass mir die Musik durchaus fehlt – glücklicherweise konnte ich meinen Unterricht online machen und hab natürlich auch viel Musik gehört. So war ich nie ganz ohne.
Entspannt dank Corona
Vermutlich bin ich wirklich eine Ausnahme, denn mehr Jahr 2020 war zwar geprägt von Corona, aber dadurch nicht wesentlich anders als sonst. Höchstens ein bisschen entspannter, weil einige Aufgaben oder Wochenend-Einsätze mit dem Musikverein weggefallen sind. Stattdessen hab ich mich auf das konzentriert, was ich kann: Schreiben. Ich habe sehr viele Texte geschrieben und für den Musikverein in unserem örtlichen Nachrichtenblatt veröffentlicht, dass der Verein auch in der Zwangspause immer präsent war. Und was soll ich sagen? Es hat mir riesig Spaß gemacht! Weil’s einfach mal was anderes war, als das 20. Mal über eine Jahreshauptversammlung oder ein Musikfest zu berichten. Weil ich mich textlich mal so richtig austoben konnte.
Und genau das wiederum hat mich auch beruflich bei der Stange gehalten. Denn ich hatte die größte Schreib-Krise, die man sich vorstellen kann. Alles habe ich in Frage gestellt, nie war ich zufrieden. Das ging so weit, dass ich mir sogar überlegt hatte, meinen Job an den Nagel zu hängen und einfach was ganz anderes zu machen. Lediglich die Frage nach dem „Was“, die ich nicht beantworten konnte, hat mich davon abgehalten. Und das ist gut so! Denn gegen Ende des Jahres hab ich auch die Freude am Schreiben wiedergefunden und bin froh, dass ich doch durchgehalten habe.
Wie ist es euch ergangen?
Dieses Jahr gehe ich mit neuem Schwung und neuer Motivation an. Ich hab schon zwei, drei Sachen in der Hinterhand, auf die ich mich besonders freue. Ihr dürft also gespannt sein, was da so kommt. (Stichwort: Commitment – jetzt hab ich’s laut ausgesprochen, also muss ich liefern und kann mich nicht drücken! ? ) Mein Motto für dieses Jahr ist übrigens: Eins nach dem anderen! Denn alles auf einmal hat schon in den letzten Jahren nicht funktioniert. Deshalb wird jetzt erst mal die neue Website fertig und hübsch gemacht, ein paar Kleinigkeiten müssen hier noch angepasst werden. Und dann erst steht das nächste Projekt an.
Wie ist es euch denn im letzten Jahr ergangen? Und wie seid ihr ins neue Jahr gestartet? Lasst mir doch einen Kommentar da und berichtet mal!
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