Der Apostroph, das unverstandene Satzzeichen

von | 9. Okt 2017 | Rechtschreibung und Grammatik, Schreiben, Sprache

Manchmal tut er mir ja echt leid, der Apostroph, ehrlich! Kein anderes Satzzeichen wird so gequält und gefoltert wie der auch Hochkomma genannte Apostroph. Zugegeben, wenn man im Duden nachschlägt, dann klingt das auch reichlich komplex, was da zu lesen ist. Aber im Prinzip ist es ganz einfach. 

Völlig vereinfacht würde ich sogar so weit gehen und sagen: Lass den Apostroph einfach generell weg. Die meisten würden so nämlich deutlich weniger Fehler machen. Immer noch Fehler, aber eben nur noch die Hälfte, wenn überhaupt. Denn so oft, wie man meint, kommt der Apostroph gar nicht zum (korrekten) Einsatz.

Apostroph setzen – hier darfst du

Es sind tatsächlich nur wenige Fälle, in denen ein Apostroph gesetzt wird. Zum Beispiel bei Namen, die auf -s , -ss, -ß, -z, -tz oder -x enden:

Ringelnatz‘ Gedichte
Hans‘ Mutter
Max‘ Fahrrad

Achtung, Ausnahme: Wenn vor dem Namen ein bestimmter Artikel (und ein Attribut) steht, fällt der Apostroph schon wieder weg. Also es heißt zwar „Hans‘ Mutter“, aber „die Mutter des alten Hans“. Alternativ könnte man statt „Hans‘ Mutter“ auch sagen „Hansens Mutter“, aber das klingt schrecklich altmodisch, somit wird es heute wohl kaum jemand tatsächlich noch verwenden.

Ebenfalls zum Einsatz kommt der Apostroph, wenn es Auslassungen im Inneren eines Wortes gibt. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Ein Beispiel, das sicher jeder kennt: Der Ku’damm. Ausgeschrieben würde es heißen „Kurfürstendamm“, meist wird er jedoch abgekürzt. Oder auch M’gladbach für Mönchengladbach oder D’dorf für Düsseldorf.

Zusammengezogene, umgangssprachliche Wörter

Wenn man ein Verb oder eine Konjunktion im Zusammenhang mit „es“ hat, meistens im umgangssprachlichen Gebrauch, dann kann das zu einem Wort zusammengezogen werden. Dazwischen steht dann ein Apostroph. Also aus „geht es“ wird „geht’s“, aus „ist es“ wird „ist’s“, aus „wenn es“ wird „wenn’s“ und aus „läuft es“ wird „läuft’s“. Allerdings ist er seit der Rechtschreibreform nicht mehr nötig, man dürfte auch „gehts“ oder „wenns“ schreiben. Ich persönlich würde trotzdem zum Apostroph raten – es liest sich einfach besser, flüssiger. Oder findest du „hat ers gesehen?“ auf Anhieb verständlich? Also ich muss da zweimal lesen…

Ums Verrecken nicht bei ums…

Der Apostroph steht nie, wenn eine Präposition (ein Verhältniswort) und ein Artikel verschmelzen. Also wenn aus „um das“ „ums“ wird oder aus „an das“ „ans“ oder aus „in das“ „ins“, ebenso bei „bei dem“, das wird zu „beim“ oder „für das“, das wird zu „fürs“. (Bei Letzterem sieht man den Apostroph besonders häufig.)

Der Plural mag den Apostroph nicht, der Genitiv meistens nicht

Beim angehängten Plural-s steht auch kein Apostroph, es heißt Autos, Radios, Hits, Mails oder E-Mails, Videos und Genies. Wenn man eine Abkürzung wie beispielsweise LKW in den Plural setzt, schreibt man das ebenfalls ohne Apostroph, also LKWs oder CDs oder PCs. Auch beim Genitiv wird in den meisten Fällen kein Apostroph gesetzt – und auch hier gilt: Im Zweifelsfall lieber weglassen. Also es heißt beispielsweise „Die Farbe des Autos“ oder auch „Goethes Gedichte“ oder „Stuttgarts Staffeln“ oder „Nenas Lieder“ – ich könnte ewig so weitermachen, aber ich denke, es ist verständlich so.

Hier kann man den Apostroph setzen

Eine Ausnahme beim Genitiv gibt es, allerdings auch erst seit der Rechtschreibreform. Und zwar darf man bei Firmenschildern einen Apostroph setzten. Ehrlich gesagt verstehe ich das nicht ganz, mit Ausnahme von „Andrea’s Bäckerei“. Bei Andrea hilft der Apostroph, zwischen der Andrea und dem Andreas zu unterscheiden. Dass man jedoch auch „Christina’s Friseursalon“ schreiben darf, steht zwar im Duden, wirklich nachvollziehen kann ich es aber ehrlich gesagt nicht. Aber die schlauen Leute bei der Duden-Redaktion werden sich schon was dabei gedacht haben. („Zur Verdeutlichung von Eigennamen“, heißt es im Duden.) Und auch wenn auf dem Firmenschild „Christina’s Friseursalon“ stehen darf: In einem Fließtext darf der Apostroph nicht gesetzt werden. Es heißt dann also „Christinas Friseursalon hat jetzt auch montags geöffnet.“

Den falsch eingesetzten Apostroph nennt man übrigens auch „Deppenapostroph“ – und damit wären wir wieder bei meinem Plädoyer vom Anfang: Wenn man sich unsicher ist, im Zweifelsfall einfach den Apostroph weglassen. Denn der Begriff Deppenapostroph entstand durch den inflationären Gebrauch des Apostrophs, eine Zeit lang war es wohl auch einfach cool, wenn man dieses Satzzeichen benutzt hat – auch wenn’s völlig falsch war.

Das war zugegeben nur ein kleiner Exkurs in die Welt des am häufigsten missbrauchten Satzzeichens. Über den Apostroph könnte man noch viel mehr schreiben. Das haben aber andere schon getan. Und mir war es wichtig, das Ganze so einfach und anschaulich wie möglich zu verpacken, sodass zumindest die häufigsten Fälle (und Fallen) abgedeckt sind. Wer gerne noch etwas mehr lesen möchte, dem empfehle ich die entsprechende Seite im Online-Duden oder aber den sehr gelungenen Artikel beim Spiegel Online unter der Rubrik Zwiebelfisch-Abc.

4 Kommentare

  1. Liebe Elke, vielen Dank für diesen tollen Artikel, der mir gezeigt hat, dass ich zum Glück meistens richtig liege mit dem Apostroph ? Mir widerstrebt es allerdings immer, an Abkürzungen ein „s“ anzuhängen. Die Abkürzung von Lastkraftwagen im Plural wäre doch immer noch LKW, oder? Darüber kannst du ja auch noch mal einen Artikel schreiben ? Liebe Grüße, Carina

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    • Liebe Carina,
      ach verdammt, das wollte ich eigentlich noch in Klammer dazuschreiben, dass Abkürzungen wie LKW im Plural kein s brauchen. Manchmal ist es sinnvoll, eins zu schreiben, zur Verdeutlichung, dass es mehrere sind. Ich würde sagen, das hängt auch sehr stark von der Zielgruppe ab.
      Lustigerweise finde ich das Plural-s bei LKW auch eher störend, während es mir bei CDs fehlen würde. Geht’s dir da womöglich auch so?
      Auf jeden Fall nehme ich das mal auf meine Liste mit auf, das ist einen eigenen Artikel wert.
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Hallo Elke,
    ein Artikel, der mir aus der Seele spricht. Aber um zwischen Andrea und Andreas bei der Bäckerei zu unterscheiden, würde ich eher diesen Weg gehen (der Duden verlottert ja immer mehr … 😉 ):
    Andreas Bäckerei: Die Bäckerei von Andrea
    Andreas‘ Bäckerei: Die Bäckerei von Andreas
    Aber ich verstehe schon, warum der Duden es nun anders akzeptiert.
    Liebe Grüße
    Birgit

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  3. Ich bin nach zwei Jahren erst auf den Artikel gestoßen. Aber er macht mir Mut, dass es noch vernunftbegabte Wesen in diesen Breiten oder besser Längen gibt. 😉

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  1. Die Coolen Blogbeiträge zur Frankfurter Buchmesse - […] Ein Thema, das den geschriebenen Text wohl nie wieder loslässt, ist das Apostroph und hier gerne das Deppen-Apostroph. Wir…

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